Neu im ASD – Mehr als nur eine Weiterbildung
Der ASD kann als Königsdisziplin der Sozialen Arbeit betrachtet werden (vgl. Gesmann 2023, S. 36). Wer hier arbeitet muss Rechtsexpert*in, Moderator*in, Vermittler*in und Profi für das Führen von schwierigen Gesprächen sein. Dabei steht der pädagogische Prozess im Vordergrund, die Arbeit mit und die umfassende Beteiligung von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien, um für ihre individuelle Lebenssituation die richtige Unterstützung und Hilfe gemeinsam zu entwickeln. Zugleich gilt es Expertise für den Sozialraum aufzubauen, stringente Aktenführung zu beherrschen, Stellungnahmen überzeugend zu schreiben und mit vielen Personen und Institutionen zu kooperieren. Als sei dies nicht herausfordernd genug, nehmen ASD-Fachkräfte unterschiedliche Rollen ein. Mal sind sie selber in beratender Funktion tätig, mal vermittelnd und/oder moderierend, dann wiederum müssen sie zum Schutz von Kindern eingreifen. Welche Rolle wann und in welcher Intensität gefordert ist, kann selten vorab prognostiziert werden.
In einem solchen komplexen Berufsfeld gut anzukommen, erfordert eine strukturierte Einarbeitung. Hierbei sind die Fachkräfte und Vorgesetzten aus dem eigenen ASD gefragt. Ihre Aufgabe ist es nicht nur in die Eigenlogik einer Verwaltung einzuführen, sondern zugleich Sicherheit in einem Feld voller Unsicherheit zu bieten. Um eben jene Sicherheit zu gewinnen, bedarf es aber auch einer Vertiefung von handlungsfeldspezifischen Kompetenzen. Hierbei unterstützt die Weiterbildung „Neu im ASD“, die seit 2009 von den Kooperationspartnern LVR-Landesjugendamt Rheinland, LWL-Landesjugendamt Westfalen und FH Münster gemeinsam angeboten wird.
In sechs – jeweils zweitägigen – Modulen setzen sich die Berufs- und Quereinsteiger*innen mit rechtlichen Rahmenbedingungen, professioneller Gesprächsführung, dem Hilfeplanverfahren im ASD, der Trennungs- und Scheidungsberatung und dem Thema Kinderschutz auseinander. Darüber hinaus werden die Teilnehmenden von Beginn an darin begleitet (und zugleich gefordert), sich intensiv mit ihrer eigenen Haltung auseinanderzusetzen.
„Neu im ASD“ ist aber mehr als nur eine Weiterbildung. „Neu im ASD“ ist auch ein geschützter Raum, in dem die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, sich mit anderen Berufs- und Quereinsteiger*innen über die Arbeit vor Ort, den Umgang mit Unsicherheit, Ambivalenzen und Zweifeln auszutauschen. Das voneinander Lernen steht folglich ebenso im Vordergrund der Weiterbildung wie die Vermittlung aktueller wissenschaftlicher und alltagpraktischer Erkenntnisse.
Damit die angeeigneten Kompetenzen im konkreten ASD-Alltag wirksam werden, setzt „Neu im ASD“ von Beginn an auf ein Mentoring-Konzept. Jede*r Weiterbildungsteilnehmer*in sollte daher durch eine*n Mentor*in aus der eigenen Praxis begleitet werden. Letztere nehmen nicht nur am Abschluss der Weiterbildung teil, sie führen auch zwischen den Modulen Reflexionsgespräche mit den Teilnehmer*innen, um einerseits Unterstützung bei der Anwendung des Wissens und andererseits Hilfestellung bei der Übertragung in den eigenen ASD zu bieten.